55-01.221.304 Handeln unter Zwang (T/P)

Lehrende: Dr. Michael Oliva Cordoba

Veranstaltungsart: Proseminar

Anzeige im Stundenplan:

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 5 | 30

Kontingentschema: Phil_Standard_WS1415

Weitere Informationen:
Für den erfolgreichen Besuch dieser Veranstaltung im Rahmen des Fachspezifischen Wahlbereichs werden 3 LP angerechnet.
 

Kommentare/ Inhalte:
Die Handlungstheorie betrachtet das Handeln theoretisch und nüchtern. Im täglichen Leben bewegen uns aber oft Angst oder Zwang zum Handeln. Das ruft die praktische Philosophie auf den Plan. Sie sieht sich zur Klärung berufen, wo das Gute, das Gerechte oder die Freiheit auf dem Spiel steht. Das Handeln aus Angst oder unter Zwang beschäftigt daher schon immer die Moralphilosophie, die Politische Philosophie und beider Geschichte: 

Aristoteles etwa problematisiert am Beispiel vom Kaufmann, der im Sturm die Ladung über Bord wirft, ob wir freiwillig tun, was wir aus Angst tun. Thomas Hobbes vertritt im Leviathan, dass Angst und Freiheit miteinander vereinbar seien und aus Furcht eingegangene Verträge gültig. Immanuel Kant zufolge handelt der Zwingende verwerflich, der den Gezwungenen nicht „als Zweck an sich“, sondern „bloß als Mittel“ gebraucht. John Stuart Mill hält Zwang und die Androhung von Übeln für unzulässig, selbst wo man dem Gezwungenen wohl will. Auf den handlungstheoretischen Punkt will Friedrich von Hayek diese Überlegungen bringen: „Coercion implies […] that I still choose but that my mind is made someone else’s tool“. 

Nun kann man unter Zwang handeln, ohne Angst zu haben. Auch das Umgekehrte gilt. Der handlungstheoretische Punkt ist also enger. Skeptisch dürfen wir fragen: Sind wir, wo uns Zwang zum Handeln treibt, im vollen Sinne Handelnde? Oder sind wir es dort gerade nicht? Anhand dieser Fragen werden wir in diesem Semester die Grundlagen der Handlungstheorie kennen lernen. Wir werden sie dabei auf Fragen des täglichen Lebens anwenden, wie etwa den nächtlichen Raubüberfall, das wirtschaftliche Handeln und Fragen der Verantwortung.

Spezielle Kenntnisse oder Fähigkeiten werden nicht vorausgesetzt, sondern bei Bedarf vermittelt. Teilnahmevoraussetzungen sind mithin nur regelmässige, aktive Mitarbeit, die Offenheit dafür, Dinge auch von einem anderem, als dem lieb gewonnenen Standpunkt zu betrachten, und eine freundliche, sachliche Debattenkultur.

Da die Voraussetzungen für eine Präsenzlehre weiterhin nicht flächendeckend gegeben sind, findet die Veranstaltung zu den in STiNE angegebenen Zeiten als synchrone digitale Präsenzlehre über ZOOM statt. Alternative oder zusätzliche analoge oder digitale Angebote (wie z.B. Agora oder Commsy) werden nicht angeboten. Etwaige Sprechstunden finden ebenfalls als synchrone digitale Präsenzveranstaltungen über ZOOM statt. Sie finden zu per Email vereinbarten Zeiten statt, für den Zugang verwenden Sie bitte denselben ZOOM-Link wie den für die Veranstaltung. 

Beachten Sie bitte auch das unvermeidliche Kleingedruckte:

1. Der ZOOM-Link zur Teilnahme an dieser Veranstaltung wird rechtzeitig über STiNE an die zugelassenen Veranstaltungsnehmer versandt. Er ist vertraulich und darf Dritten nicht zugänglich gemacht werden. 
   
2. Eine Identifikation zur Feststellung der Teilnahmeberechtigung vor Veranstaltungsbeginn ist zwingend erforderlich. 
   
3. Zur Feststellung der Teilnahmeberechtigung ist zu Beginn jeder Sitzung die Nutzung der Videofunktion in Verbindung mit dem in der STiNE-Anmeldung verzeichneten Klarnamen ausreichend. 
   
4. Bedenken Sie bitte, dass sie bei Abschaltung der Videofunktion und Änderung des Einwahlnamens im Verlauf der Sitzung nicht länger von unbefugten Teilnehmer zu unterscheiden sind, die nach 7. (unten) auszuschließen sind.  
   
5. Die Teilnahme ist nach Maßgabe der zum Veranstaltungszeitpunkt gültigen Dienstanweisung der Universität Hamburg auch ohne Videofunktion oder Klarnamen möglich. Sie erfordert aber dann andere, individuelle Identifikationsweisen, für die die betreffenden Teilnehmer sich rechtzeitig vor Veranstaltungsbeginn mit dem Veranstalter in Verbindung setzen müssen. 
   
6. Der Verzicht auf die rechtzeitige vorherige Absprache einer alternativen Identifikationsweise entkräftet nach ultra posse nemo obligatur den Einwand des unberechtigten Ausschlusses nach 7. (unten) konkludent. Für den Nachweis der alternativen Absprache und deren rechtzeitiger, vorheriger Erfüllung liegt die Beweislast bei dem Teilnahmebegehrenden.  
   
7. Eingewählten, deren Teilnahmeberechtigung nicht ermittelt werden kann, ist die Teilnahme zwingend zu versagen. Bitte achten Sie darauf, sich rechtzeitig vorher mit dem Veranstalter in Verbindung zu setzen, damit sie nicht von der Teilnahme am ZOOM-Meeting ausgeschlossen werden. 
   
8. Bedenken Sie schließlich auch, dass niemand gerne mit einem schwarzen Bildschirm oder einem Namensschild kommuniziert. Der ganze Punkt dabei, eine digitale Präsenzveranstaltung anzubieten ist der, dass wir miteinander reden, diskutieren und arbeiten können, als wären wir in einem Raum und es wäre keine Pandemie. 
   

Literatur:

• Aristoteles (NE), Nikomachische Ethik, Reinbek 2006: Rowohlts Enzyklopädie.
  
• Davidson, Donald (1963), „Actions, reasons, and causes“, in Davidson 2001, 1–19.
  
• –––––––– (2001), Essays on Actions and Events, 2. Aufl., Oxford 2001: Clarendon Press.
  
• Davis, Lawrence H. (1979), Theory of action, Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice-Hall.
  
• Nozick, Robert (1969). “Coercion,” in: Morgenbesser, Sidney; Suppes, Patrick &White, Morton (Hgg.), Philosophy, Science, and Method: Essays in Honor of Ernest Nagel, New York: St. Martin's Press, 440–472.
  
• Pennock, J. Roland & Chapman, John W. (Hg.) (1972), Coercion, New Brunswick 2009: Aldine Transaction. 
  
• Wertheimer, Alan (1987), Coercion, Princeton, New Jersey: Princeton University Press.
  

Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Studienleistungen:

• aktive Teilnahme
  
• sorgfältige Vor-/Nachbereitung der Seminarsitzung
  
• weitere Studienleistungen werden ggf. am Anfang der Veranstaltung bekannt gegeben
  

• Hausarbeit (o.ä.)