Lehrende: Prof. Dr. Stefan Cihan Aykut
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
Soz. Anthropozän
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
6,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 32
Kommentare/ Inhalte:
Das Seminar greift aktuelle Debatten um das ‚Anthropozän‘ auf. Ursprünglich in den Naturwissenschaften geprägt, ist der Begriff zu einem sozialwissenschaftlichen Paradigma geworden, das über disziplinäre Grenzen hinweg neue Forschungsfragen aufwirft. Ausgehend von der These, dass menschliche Aktivitäten inzwischen zum wichtigsten Treiber für Veränderungen in den grundlegenden geophysischen und biochemischen Erdprozessen geworden sind, werden dabei neue Formen staatlichen Handelns und globaler Kooperation gefordert, Regime individueller und kollektiver Verantwortlichkeit entworfen, und Imperative gesellschaftlicher Transformation abgeleitet.
Der Kurs behandelt zentrale Themen der Debatte anhand von aktuellen Texten und empirischen Fallbeispielen. Als roter Faden dient die Frage, wie die gegenwärtig global beobachtbare krisenhafte Zuspitzung ökologischer Konflikte sozialwissenschaftlich gefasst werden kann. Handelt es sich um eine Nebenfolge bestimmter soziotechnischer Regime (wie etwa: fossile Energieerzeugung, Automobilität)? Liegt die Ursache primär in der globalen Dynamik ungleicher kapitalistischer Wirtschaftsverhältnisse? Oder müssen sozialökologische Konflikte noch breiter als Begleiterscheinung der industriellen Moderne verstanden werden? Aus verschiedenen Zeitdiagnosen leiten sich wiederum unterschiedliche gesellschaftspolitische Projekte ab, von der ‚ökologischen Modernisierung‘ spezifischer Wirtschaftsprozesse, über die Schaffung oder Reform internationaler Institutionen, bis hin zu grundlegenden gesellschaftlichen Transformationen.
Lernziel:
Das Seminar führt in aktuelle Debatten und Forschung an der Schnittstelle von Umweltsoziologie, politischer Soziologie und Wirtschaftssoziologie ein. Durch das Erarbeiten von neuen Forschungsergebnissen und eigenständige empirische Arbeiten sollen Studierende befähigt werden, Verbindungen zwischen ökologischen und sozialen Problemen herzustellen, und die kollektiven Verhältnisse zur natürlichen Umwelt als ein zentrales Erklärungsprinzip für soziale Konflikte und gesellschaftlichen Wandel zu verstehen.
Darüber hinaus wird wissenschaftliches Arbeiten und wissensbasiertes Argumentieren, sowie das Präsentieren von Ergebnissen (in Wort und Schrift) eingeübt.
Vorgehen:
Das Seminar wird weitgehend digital über Zoom stattfinden. Sofern es das Infektionsgeschehen zulässt, werden allerdings drei Sitzungen als Präsenzveranstaltungen durchgeführt, u.a. um die eigenständige empirische Arbeit vorzubereiten.
Der Ansatz des Seminars ist interdisziplinär: Gelesen werden überwiegend soziologische Arbeiten, aber auch politikwissenschaftliche, historische, und wirtschaftswissenschaftliche Forschung zum Thema.
Außerdem werden die Studierenden semesterbegleitend in Kleingruppen eigenständig eine empirische Fragestellung bearbeiten. Die Ergebnisse werden nach der Winterpause im Kurs vorgestellt.
Literatur:
Christophe Bonneuil, Jean-Baptiste Fressoz, 2017, The Shock of the Anthropocene, Verso
JW Moore, 2016, Anthropocene or Capitalocene? Nature, History, and the Crisis of Capitalism, Oakland: PM Press.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Hausarbeit, basierend auf den Ergebnissen der semesterbegleitenden empirischen Gruppen- (oder Einzel)arbeiten
Themen werden in der dritten Woche vergeben.
Abgabe der Hausarbeit bis 01.04.2021.
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