Lehrende: Prof. Dr. Ferdinand Enns
Veranstaltungsart: Hauptseminar
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Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Kommentare/ Inhalte: Die erste Sitzung findet in Präsez statt. Während dieser Sitzung wird dann auch über das Format der weiteren Sitzungen entschieden. In der Geschichte der Kirchen haben sich die Fragen nach Krieg und Frieden jeweils unterschiedlich gestellt, abhängig von der jeweiligen Stellung in der Gesellschaft. Litt die Ur-Gemeinde der ersten Jahrhunderte noch stark unter den Christenverfolgungen, so änderte sich dies, als der christliche Glaube zunächst toleriert, dann gar zur Staatsreligion erhoben wurde. Damit tauchten aber auch völlig neue Fragestellungen auf. War die Bewegung zu Beginn noch durch eine generelle Haltung der Gewaltfreiheit geprägt, so entstand nun eine „Lehre vom Gerechten Krieg“. Mit diesem Verständnis konnte die Kirche dann auch Teil der großen Kolonialisierung werden, die von Europa ausging. – Selbst in jüngster Vergangenheit wurde diese Lehre re-aktiviert, um z.B. den „Krieg gegen den Terror“ zu legimitieren. In der Ökumene ist heute das Verständnis eines „gerechten Friedens“ vorherrschend. Waren zu Beginn der Ökumenischen Bewegung noch die Fragen nach Krieg und Frieden vorherrschend, so war für die Kirchen des globalen Südens stets die Frage nach Gerechtigkeit vordringlicher. Bereits zu Beginn der 1980er Jahre kam das Bewusstsein einer Verantwortung für die Mitwelt hinzu. So bildet diese Trias – Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung – seither das leitende Paradigma einer ökumenischen Friedenstheologie. Aktuell werden diese Themen weiter ausdifferenziert: Das Ethos der Gewaltfreiheit, Gerechtigkeit in Zeiten der Corona Pandemie, Rassismus und Genderfragen sowie Klimagerechtigkeit werden zunehmend mit einer postkolonialen Hermeneutik analysiert. Welche theologischen Ansätze hält die weltweite Gemeinschaft der Kirchen für diese globalen, friedensethischen Herausforderungen bereit? Mit diesem Seminar wollen wir einen „Grundkurs Ökumenische Friedenstheologie“ anbieten. Eine Reihe von Schlüsselfragen sollen hierbei leitend sein: Gewaltfreiheit, militärische Interventionen, revolutionäre Gewalt, politischer Widerstand, Menschenrechte, ökonomische Globalisierung, Klimagerechtigkeit, kulturelle Vielfalt, transformative Spiritualität – um nur einige zu nennen. Jedes Thema wird theologisch eingeführt und geschichtlich kontextualisiert. Quellentexte aus verschiedenen Jahrhunderten, ekklesiologische und ethische Implikationen werden hierbei besonders hervorgehoben. – Das gesamte Team der ATF (Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen) wird dieses Seminar gemeinsam durchführen.
Literatur: Fernando Enns & Stephan von Twardowski, „Ehre sei Gott – und Friede auf Erden“. Das Ringen der Gemeinschaft der Kirchen um friedensethische Positionen; in: Hans-Georg Link und Geiko Müller-Fahrenholz (Hg.), Hoffnungswege. Wegweisende Impulse des Ökumenischen Rates der Kirchen aus sechs Jahrzehnten, Frankfurt/M: Lembeck 2008, 348-377.