Lehrende: Prof. Dr. Dr. Corinna Körting
Veranstaltungsart: Vorlesung
Anzeige im Stundenplan: Deuteronomium
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 80
Kommentare/ Inhalte: Das „Deuteronomium“ ist der Tradition der Septuaginta und Vulgata nach das „zweite Gesetz“. Heißt das, wir haben es hier mit einer reinen Gesetzessammlung zu tun und studieren ein Gebot nach dem anderen? In der jüdischen Tradition heißt dieses Buch debarim – Worte. Es sind die Worte, die Mose zu Israel zum Abschied spricht; sozusagen sein Testament. Diese Worte sollen Israel für den Einzug ins Land vorbereiten. Dazu gehören natürlich Gesetze, nicht zuletzt die zehn Gebote, dazu gehört allerdings auch die Zusage von Gottes Liebe zu seinem Volk. Es geht um das Zusammenleben Israels als ein Volk von Geschwistern und darin begründet soziale Gerechtigkeit und Fürsorge für den Schwachen. Es geht um eine eigene Gesellschaftsordnung. Das Deuteronomium unterlag einem längeren Wachstumsprozess. Diesen gilt es in der Vorlesung nachzuvollziehen. Hinzu kommt die Frage, inwieweit das Deuteronomium Bezüge zu den großen Rechtstraditionen der Nachbarvölker aufweist und sich seine spezifische Gestalt als Bundesdokument von daher erklären lässt. Das Deuteronomium ist theologisch zentral. Gern wird es als Mitte des Alten Testaments bezeichnet. Es systematisiert theologische Leitgedanken zum Glauben an den einen Gott und an Gottes Bund mit Israel. Es lässt den Kult zu einem Fest werden, das einladend ist für Fremde. Das Deuteronomium ist jedoch in verschiedener Hinsicht auch ein herausforderndes Buch. Die Abweisung fremder Völker und ihrer Kulte ist aus religionshistorischen Gründen vielleicht erklärlich, bedarf heute aber der kritischen Reflexion. Mit seiner radikalen Forderung nach Fürsorge für die schwachen Glieder der Gesellschaft lädt das Deuteronomium hingegen auch zu einer Anfrage an unsere Gesellschaft ein. Die Exegese der Texte des Deuteronomiums orientiert sich am hebräischen Text, arbeitet jedoch zudem mit Transkription und Übersetzung, so dass es auch ohne Hebräischkenntnisse möglich sein wird, der Vorlesung zu folgen.
Literatur: Karin Finsterbusch, Deuteronomium. Eine Einführung, Stuttgart 2012; Timo Veijola, Das fünfte Buch Mose. Kap. 1,1-16,17, ATD 8,1, Göttingen 2004. Weitere Literatur wird in der Vorlesung bekanntgegeben.