Lehrende: Melanie Bujok
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
Mensch-Tier-Soziol.
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
5,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
10 | 20
Anmeldegruppe: Soziale Strukturen im internationalen Vergleich - Seminare
Weitere Informationen:
Verwendbarkeit der Veranstaltung:
B.A.-Soziologie-Hauptfach: BM2-Seminar (5LP)
B.A.-Soziologie-Nebenfach: NF-B/C-Seminar (5LP)
Diplom- u. Magisterstudiengänge: Proseminar
Kommentare/ Inhalte:
LV-TITEL ENGLISCH:
Theoretical and Comparative Aspects of the Societal Human-Animal-Relationship
INHALTE:
Das Seminar beleuchtet das gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnis insbesondere im Hinblick auf seine Wechselbeziehung mit sozialen Strukturen und seine Erklärungskraft für die Ungleichheitsforschung. Hierbei sollen Möglichkeiten und Probleme dieser Perspektive aufgezeigt werden.
Die Sozialstruktur von Gesellschaften kann mitunter in der soziokulturellen Strukturdimension verglichen werden. Seit der „kulturalistischen Wende“ der Ungleichheitsforschung bieten soziokulturelle Theorien, die Struktur und Kultur eng aufeinander beziehen, neue Zugänge zur Sozialstrukturanalyse. Geht man davon aus, dass die Kultur westlicher Gesellschaften sich im Zuge von Modernisierungsprozessen mit Hilfe des Zivilisationsprogramms der „doppelten Naturbeherrschung“ (Horkheimer, Adorno) entwickelt (hat), liegt der westlichen Kultur auf der einen Seite die Selbstkontrolle und auf der anderen Seite die Kontrolle und Unterwerfung der äußeren Natur, und hier vor allem der tierlichen Subjekte zugrunde. Zwischenmenschliche soziale Hierarchien sind seitdem verstärkt rückgebunden an gesellschaftliche Klassifikationsmuster, die das Begriffs- und Assoziationsfeld „Tier“ als symbolischen Referenzpunkt für gesellschaftliche Zuschreibungen von Wertunterschieden setzen. Zugleich bilden sie eine Grundlage für die Legitimation sozialer Ungleichheiten (z.B. in den Dimensionen Macht, Prestige, Geschlecht oder Ethnizität), die über die Nähe bzw. Distanz zum „Tier“ bestimmt werden.
Die (tiefen)kulturelle Einbindung von Tieren in allen menschlichen Gesellschaften als leibhaftige Subjekte und materielle wie auch symbolische Güter legt Fragestellungen nahe, inwieweit sich das gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnis etwa in der Ressourcenausstattung und in Verhaltensmustern, Einstellungen, Werten und dem Habitus von Personen abbildet und die gesellschaftliche Ordnung mit strukturiert. In einem zweiten Diskussionsstrang soll der Versuch unternommen werden, die soziale Position des Einzelnen im gesellschaftlichen Beziehungsgefüge auf bestimmte tierorientierte Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmuster hin zu untersuchen. Anhand ausgewählter Beispiele des Mensch-Tier-Verhältnisses im interkulturellen Vergleich und in verschiedenen gesellschaftlichen Segmenten werden diese Fragen im Seminar v.a. auf der Grundlage der Habitus-Theorie von Pierre Bourdieu diskutiert.
Lernziel:
Grundbegriffe und zentrale Ansätze der Soziologie und insbesondere der Sozialstrukturanalyse und Kultursoziologie sollen für die Analyse des gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisses herangezogen werden. Ziel ist u.a. die Einübung, Anwendung und kritische Reflexion dieser Begriffe und Erklärungsansätze anhand des jungen Forschungsgegenstandes des gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisses sowie dessen gesellschaftskritische Analyse.
Vorgehen:
Das Seminar findet in vier Blockveranstaltungen statt. Alle relevanten Angaben zum Seminar werden in einer Einführungssitzung am 09. April 2011 gemacht.
Die Fragestellungen und Ansätze sollen mit aktivierenden Lehr- und Lernmethoden, Diskussionen und unterschiedlichem Medieneinsatz erarbeitet werden. Je nach Aufgabenstellung wird dabei zwischen Einzel- und Gruppenarbeit gewechselt. Referate können ebenfalls gehalten werden, sollen aber nicht im Vordergrund stehen.
Literatur:
Die Seminarliteratur wird in der Einführungssitzung bekannt gegeben.
Eine Auswahl der dem Seminar zugrunde liegenden Literatur aus dem Bereich der Human-Animal Studies finden Sie hier:
Mütherich, Birgit (2004): Die Problematik der Mensch-Tier-Beziehung in der Soziologie. Weber, Marx und die Frankfurter Schule, 2. Aufl., Münster: Lit (Dortmunder Beiträge zur Sozial- und Gesellschaftspolitik, 28).
Wiedenmann, Rainer E. (2002): Die Fremdheit der Tiere und der Prozeß gesellschaftlicher Differenzierung: zum Wandel soziokultureller Ambivalenzkonstruktion, in ders.: Die Tiere der Gesellschaft. Studien zur Soziologie und Semantik von Mensch-Tier-Beziehungen; Konstanz: UVK-Verl.-Ges., S. 15-39.
Janshen, Doris (1996): Frauen, Männer und dann auch noch die Tiere. Zur kulturellen Integration des "Animalischen", in: Modelmog, Ilse; Kirsch-Auwärter, Edit (Hg.): Kultur in Bewegung. Beharrliche Entmächtigungen. Freiburg: Kore (Forum Frauenforschung, 9), S. 265–281.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Die Prüfungsart, der Prüfungsumfang und die Bewertungskriterien sind für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer identisch!
1. Prüfungstermin:
Hausarbeit (8-10 Seiten), Abgabe bis zum 30.09.2011 im Studienbüro Sozialwissenschaften und per Email oder Post an die Dozentin
2. Prüfungstermin (für die Wiederholungsprüfung):
Hausarbeit (8-10 Seiten), Abgabe bis zum 31.12.2011 im Studienbüro Sozialwissenschaften und per Email oder Post an die Dozentin
3. Zu erbringende Studienleistungen:
Zusätzlich zur Anfertigung einer Hausarbeit und zur Lektüre der Seminartexte, die von allen TeilnehmerInnen als Leistung zu erbringen sind, ist eine der nachfolgenden Studienleistungen als Mitarbeit in das Seminar einzubringen:
- die wissenschaftliche Darstellung von Thesen und deren Verteidigung/kritische Reflexion
- Vorbereitung und Moderation einer Gruppenarbeit
- Vorbereitung und Durchführung einer mündlichen Präsentation (vorbereiteter kleiner Sitzungsbeitrag/Diskussionsbeitrag)
- Impulsreferat zu einem der Texte
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