Lehrende: Prof. Dr. Christine Hentschel
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
24-008.32
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
6,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
10 | 20
Weitere Informationen:
Verwendbar in folgenden Studiengängen bzw. Modulen:
- M.A. Internationale Kriminologie: Profilmodul Spezielle Kriminologien
- M.A. Politikwissenschaft (FSB ab WiSe 2014/15): Modul Interdisziplinäre Perspektiven: Gesellschaftstheorie (IPT 2a)
- M.A. Internationale Kriminologie und ggf. weitere M.A.-Studiengänge: Wahlbereich
- Graduate School der Fakultät WiSo
englischsprachige Übersetzung des Lehrveranstaltungstitels: The Return of the Dangerous Crowds
Kommentare/ Inhalte:
Mit dem Schock über die „marodierenden Banden“ im Zuge des G20 Gipfels in Hamburg, den „gewaltvollen Mob“ vor Flüchtlingsunterkünften in Sachsen oder auch die „unberechenbaren Massen“, die sich entgegen anders lautender Wahlvorhersagen für Brexit und ähnliches entscheiden, ist die unvorhersehbare, „gefährliche Masse“ in den Vordergrund öffentlicher Besorgnis getreten.
Die Masse ist die soziale Gruppe der Vergangenheit, schrieb der französische Soziologe Gabriel Tarde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts; das Zeitalter des (zeitungslesenden) Publikums sei angebrochen. Welche öffentlichen Konfigurationen des Kollektiven können wir heute, im Zeitalter neuer Populismen und einer Fragmentierung der Kommunikationsräume verzeichnen? Und was hat die Krise der Wahrheit damit zu tun, in der, so die Diagnose, Emotionen immer öfter den Platz der Fakten einnehmen und charismatische Anführer und symbolische Monumente wieder stärker ins Spiel kommen? Das Seminar beschäftigt sich mit der Logik und der Erfahrung der Masse in ihrem Auftauchen in urbanen Räumen und geht dabei verschiedenen historischen und gegenwärtigen Zuschreibungen von Gefährlichkeit nach. Was macht sie so bedrohlich? Ihre Zerstörungssucht (Canetti)? Ihre Manipulierbarkeit? Ihre Unberechenbarkeit? Wer oder was ist dabei bedroht? Unsere Stadt? Unsere Demokratie? Am Ende wenden wir die Diskussion hin zu Texten, die nach den emanzipatorischen Potentialen der „multitudes“ (William Mazzarellla), „assemblies“ (Judith Butler) oder der affektiv-bindenden Kraft des „Lärms“ (Lauren Berlant) fragen.
Lernziel:
Verständnis zentraler Konzepte wie Masse, Meute, Volk, crowd, multitude, assembly und der ihnen zugeschriebenen Logiken.
Kritische Reflexion über die Anwendbarkeit „alter“ Konzepte auf gegenwärtige Realitäten momenthafter, gewaltvoller Kollektivität.
Vorgehen:
Lektüreseminar.
Lesen von Klassikern: Tarde (Masse und Meinung), LeBon (Psychologie der Massen), Canetti (Masse und Macht)
und gegenwärtigen TheoretikerInnen: Butler (Assembly), Berlant (Desire for the political), Mazzarella (crowds and multitudes), Aradau (crowds als Ziel von Terrorismus), Stäheli (Zukünftigkeit der Masse).
Literatur:
Wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Prüfungsleistung Hausarbeit.
Studienleistung: genaue Lektüre sowie kurze mündliche und schriftliche Inputs zu ausgewählten Texten.
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