Lehrende: Thurid Eggers
Veranstaltungsart:
Vertiefungsseminar
Anzeige im Stundenplan:
V-SEM
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
6,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
10 | 20
Anmeldegruppe: Vertiefungsseminare - Spezielle Soziologien
Weitere Informationen:
B.A.-Soziologie Hauptfach: VM - Spezielle Soziologien
B.A.-Soziologie Nebenfach: VM - Spezielle Soziologien
M.A.-Lehramt Sozialwissenschaften: VM - Spezielle Soziologien
Kommentare/ Inhalte:
Viele europäische Wohlfahrtsstaaten haben seit den 1990er Jahren sozialpolitische Reformen durchgeführt, die zu einer zunehmenden Vermarktlichung der wohlfahrtsstaatlichen Politik geführt haben. Unter Vermarktlichung lässt sich dabei einerseits das „Outsourcing“ öffentlich erbrachter Dienstleistungen an private, häufig profitorientierte Anbieter verstehen (z.B. Privatisierung von Schulen, Krankenhäusern, Kinderbetreuung etc.) sowie die Einführung oder Stärkung des Wettbewerbs zwischen den Anbietern von sozialen Dienstleistungen. Andererseits kann sich der Begriff der Vermarktlichung auch darauf beziehen, dass die Nutzer von wohlfahrtsstaatlichen (Dienst-) Leistungen verstärkt als Kunden und Konsumenten verstanden werden, die sich auf dem Markt selbstverantwortlich ein „passendes“ Angebot auswählen bzw. kaufen sollen.
Während Befürworter der Vermarktlichung argumentieren, dass die Steigerung von Wettbewerb und „Wahlfreiheit“ zu mehr Effizienz und Vielfalt des Angebotes sowie mehr Autonomie der Nutzer führen soll, hinterfragen die Kritiker des Konzeptes, inwiefern die Qualität der Leistungen aufrechterhalten und der Zugang speziell von einkommensschwächeren Gruppen gesichert werden kann.
Die Vermarktlichung von Wohlfahrtsstaaten wird in diesem Seminar als Ausgangspunkt genommen, um unter diesem Fokus sozialpolitische Transformationsprozesse in Wohlfahrtsstaaten unterschiedlicher Regionen wie Europa, Nordamerika und Asien zu untersuchen. Dafür werden im Seminar zuerst theoretische Grundlagen und verschiedene Ansätze des Konzeptes der Vermarktlichung erarbeitet, um diese in einem weiteren Schritt auf vier sozialpolitische Bereiche anzuwenden: Familienpolitik, Bildungspolitik, Gesundheits- und Pflegepolitik. Die international vergleichende Perspektive soll es einerseits ermöglichen, Unterschiede in Art und Ausmaß der Vermarktlichung in verschiedenen Ländern zu vergleichen. Andererseits sollen die Unterschiede der Vermarktlichung im Hinblick auf den jeweiligen institutionellen, kulturellen und sozialstrukturellen Kontext der verschiedenen Länder erklärt werden. Auf dieser Grundlage lassen sich dann die jeweiligen gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen der Vermarktlichung von Wohlfahrtsstaaten diskutieren. Hier stellen sich z.B. folgende Fragen: inwiefern haben die jüngsten Reformen die Wahlmöglichkeiten und Autonomie der Nutzer gestärkt oder die soziale Exklusion bestimmter Gruppen eher verstärkt? Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus der Verwendung des Konzepts der Vermarktlichung? Inwieweit hat der Prozess der Vermarktlichung zu einer Konvergenz verschiedener Wohlfahrtsstaaten zu einer neoliberalen, marktorientierten Politik geführt, oder kann Vermarktlichung auch auf anderen kulturellen Ideen und Diskursen beruhen?
Lernziel:
Ziel des Seminars ist es, sich vertiefend in die Analyse der Vermarktlichung von Wohlfahrtsstaaten einzuarbeiten und auf den Bereich der vergleichenden und erklärenden Wohlfahrtsstaatsforschung anzuwenden. Im Fokus stehen aktuelle Reformen in verschiedenen OECD Ländern, die sich im weitesten Sinne auf die Ökonomisierung von Pflege-, Gesundheits-, Familien- und Bildungspolitik beziehen. Diese sollen vergleichend betrachtet, erklärt und kritisch diskutiert werden.
Vorgehen:
Die Veranstaltung ist so angelegt, dass zu jeder Sitzung Texte bereitgestellt werden, die innerhalb des Seminars z.B. in Gruppenarbeiten vertieft bearbeitet und anschließend in der gesamten Seminargruppe diskutiert werden sollen. Die Studierenden sollen ebenfalls in größeren Arbeitsgruppen Referate zur Vermarktlichung von Wohlfahrtsstaaten am Beispiel unterschiedlicher Länder und sozialpolitischer Bereiche entwickeln und vorstellen.
Literatur:
Evers, A. & Heinze, R. (Hrsg.)(2008): Sozialpolitik: Gefahren der Ökonomisierung und Chancen der Entgrenzung, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Prüfungsart: Hausarbeit
Bewertungsschema: RPO (benotet)
Umfang
B.A.-Soziologie Hauptfach (6 LP): 15 Seiten
B.A.-Soziologie Nebenfach (5 LP): 12-15 Seiten
B.A.-Lehramt Sozialwissenschaften (5 LP): 12-15 Seiten
1. Abgabetermin: 31.03.2019
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