Lehrende: Daniel Gotthardt
Veranstaltungsart:
Vertiefungsseminar
Anzeige im Stundenplan:
V-SEM Differenz...
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
6,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
10 | 20
Anmeldegruppe: VM - Vertiefungsseminare
Weitere Informationen:
B.A.-Soziologie Hauptfach: VM - Spezielle Soziologien
B.A.-Soziologie Nebenfach: VM - Spezielle Soziologien
M.Ed.-Lehramt Sozialwissenschaften: VM - Spezielle Soziologien
M.Ed. Lehramt Sozialwissenschaften: Sozialwissenschaftlicher Wahlschwerpunkt
Kommentare/ Inhalte:
Wenn wir die soziale Welt betrachten, stellen wir häufig große Variabilität darin fest, wie ähnlich sich Personen, Gruppen, Organisationen, Institutionen, Staaten und Kulturen sind. Viele Theorien erklären Prozesse der Annäherung oder Ausdifferenzierung durch Sozialisation, Arbeitsteilung und bedingte Einflussmöglichkeiten von Akteuren und sozialer Umwelt aufeinander. Bei der statistischen Analyse dieser Phänomene beschränken wir uns aber häufig auf den Vergleich von Mittelwerten und betrachten den Rest der Verteilung sozialer Variablen oft nur als Problem oder Messfehler, was in der Statistik zu einem "rage against the mean" (Kneib et al. 2021) geführt hat. Dabei gibt es eine Vielzahl an sozialen Indikatoren wie den Gini-Koeffizienten oder den Dissimilaritätsindex, die auf Streuungsmaßen basieren.
In diesem Seminar wollen wir uns der Frage annähern, wie wir soziale Phänomene durch die Quantifizierung und Erklärung sozialer Variabilität tiefer durchdringen können und das ganze Potential statistischer Daten für die Sozialforschung ausnutzen können. Dabei diskutieren wir einerseits theoretische Erklärungen und soziale Mechanismen, welche soziale Variabilität implizieren und was wir darunter verstehen können, sowie andererseits welche Maße und statistischen Verfahren wir für die empirische Überprüfung der so gewonnenen Hypothesen brauchen.
Statistische Grundkenntnisse (z.B. aus MM2) und Erfahrung im Umgang mit Stata (oder vergleichbarer Statistiksoftware wie R) werden vorausgesetzt.
Lernziel:
- Die Teilnehmenden sollen theoretische Konzepte kennen lernen, die sich auf soziale Ähnlichkeit und Variabilität beziehen, und einen Einblick in die Beschreibung, Messung und Erklärung von sozialen Phänomenen wie materielle Ungleichheit, Segregation, Gruppenormen und (politischen) Entscheidungsprozessen gewinnen.
- Studierende lernen verschiedene Maße z.B. der Ungleichheit, Segregation und Isomorphie in Relation zu statistischen Konzepten wie z.B. Standardabweichungen, Quantilen und Entropiemaßen zu setzen und ihre Bedeutung zu verstehen.
- Durch den Kurs wird die Fähigkeit vermittelt, aktuelle Forschung, die soziale Variabilität erforscht, kritisch einzuordnen und eigene Annahmen über die soziale Welt der empirischen Prüfung zugänglich zu machen.
Vorgehen:
Zur Einleitung des Seminars werden vom Dozenten die Grundkonzepte wie soziale Variabilität, Streuungsmaße und multivariate Verteilungen vorgestellt und vertieft. Danach werden konzeptionelle und empirische Texte aus verschiedenen Anwendungsfelder wie der Ungleichheitsforschung und Moralsoziologie von Studierenden präsentiert und im Kurs diskutiert. Im Laufe des Semesters wechseln sich Sitzungen mit Referaten und Diskussionen der Literatur mit Übungen zur eigenen Anwendung der verschiedenen Maße und Verfahren in Stata oder R ab.
Anschließend wird von den Studierenden eine Hausarbeit angefertigt, in der sie Konzepte sozialer Variabilität diskutieren und/oder auf ein soziales Phänomen anwenden und empirisch untersuchen. Die Themenwahl ist frei und kann zur Vorbereitung einer Abschlussarbeit in Soziologie oder Politikwissenschaft dienen.
Literatur:
- Braumoeller, Bear F. 2006. „Explaining Variance; Or, Stuck in a Moment We Can’t Get Out Of“. Political Analysis 14(3):268–90.
- Hu, Anning. 2015. „Evaluating Educational Inequality Within Educational Expansion: A Formal Comparison Between Odds Ratio and the Educational Gini Coefficient“. The Journal of Mathematical Sociology 39(4):280–303.
- Kneib, Thomas, Alexander Silbersdorff, und Benjamin Säfken. 2021. „Rage Against the Mean – A Review of Distributional Regression Approaches“. Econometrics and Statistics.
- Schindler, Steffen. 2015. „Soziale Ungleichheit im Bildungsverlauf – alte Befunde und neue Schlüsse?“ KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 67(3):509–37.
- Smith, Eliot R., Charles R. Seger, und Diane M. Mackie. 2007. „Can Emotions Be Truly Group Level? Evidence Regarding Four Conceptual Criteria.“ Journal of Personality and Social Psychology 93(3):431–46.
- Tsebelis, George. 1999. „Veto Players and Law Production in Parliamentary Democracies: An Empirical Analysis“. American Political Science Review 93(3):591–608.
- Western, Bruce, und Deirdre Bloome. 2009. „Variance Function Regressions for Studying Inequality“. Sociological Methodology 39(1):263–326.
Weitere Literatur wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben und über OpenOlat zur Verfügung gestellt.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Prüfungsart: Hausarbeit
Bewertungsschema: RPO (benotet)
Umfang der Hausarbeit: 10-15 Seiten pro Person
Abgabetermin (direkt beim Dozenten in elektronischer Form): 24.09.2023
Abgabe der bewerteten Prüfungsleistungen: bei dem Dozenten
Studienleistungen (unbenotet): Referat, aktive Mitarbeit
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