Lehrende: Daniel Gotthardt
Veranstaltungsart:
Vertiefungsseminar
Anzeige im Stundenplan:
V-SEM
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
6,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
10 | 25
Weitere Informationen:
B.A. Soziologie Hauptfach: Vertiefungsmodul Spezielle Soziologien
B.A. Soziologie Nebenfach: Vertiefungsmodul Spezielle Soziologien
Lehramt: Teilstudiengang Sozialwissenschaft
Kommentare/ Inhalte:
Der zu erheblichen Teilen erfolglose Versuch, grundlegende Studien der (Sozial-)psychologie zu reproduzieren (Open Science Collaboration 2015), hat in den letzten zwanzig Jahren eine Debatte um eine Replikationskrise in allen Sozialwissenschaften ausgelöst. Während in der Soziologie immer wieder über das Für- und Wider von Replikationen gestritten wird (u.a. Freeze 2007, Abott 2007), hat die jüngste Replikationskrise in den Politikwissenschaften zu verschärften Offenlegungsstandards der Daten- und Analyseprozesse bei vielen renomierten internationalen Journals geführt sowie Forderungen nach Präregistrierung von Studien laut werden lassen. Gleichzeitig hat sich eine Open-Science-Bewegung entwickelt und weit über die Fächergrenzen hinaus organisiert.
In diesem Seminar wollen wir uns mit den daraus resultierenden Fragen für die sozialwissenschaftliche Praxis beschäftigen und selber empirische Studien replizieren. Was sind die Ursachen der Replikationskrise? Sind es "researcher degrees of freedom" (Simmons et al. 2019) oder eine "Theoriekrise" (Oberauer & Lewandowsky 2019)? Welche Typen der Replikation gibt es und was sind Gütekriterien für die Replikation sozialwissenschaftlicher Studien?
Gute Grundkenntnisse aus MM2 und im Umgang mit Stata, R oder vergleichbarer Statistiksoftware werden vorausgesetzt.
Lernziel:
Die Teilnehmer\*innen sollen ein kritisches Verständnis der Debatte um die Replikationskrise in den Sozialwissenschaften gewinnen. Durch die intensive Auseinandersetzung mit einem veröffentlichten Artikel und dessen Replikation wird sowohl die eigene Fähigkeit empirisch und reproduzierbar zu arbeiten geschärft als auch die Kompetenz andere Studien kritisch einzuordnen gestärkt.
Vorgehen:
Im ersten Teil des Seminars werden aktuelle Beispiele misslungener Replikationen in der Sozialforschung diskutiert und mit Texten in die Debatte über die Replikationskrise eingeführt sowie Gütekriterien reproduzierbarer Open Science erarbeitet. Die Teilnehmer\*innen werden außerdem mit Unterstützung des Dozenten nach eigenem Interesse eine von ihnen zu replizierende Studie suchen. Die Themenwahl ist frei und kann zur Vorbereitung einer empirischen Abschlussarbeit in Soziologie oder Politikwissenschaft dienen.
Im zweiten Teil des Seminars werden die Studierenden ihre gefundenen Artikel, welche Aspekte sie replizieren wollen und geplante methodische und inhaltliche Änderungen vorstellen. Die Replikation wird im weiteren Verlauf selbstständig, entweder alleine oder zu zweit, durchgeführt. Der Dozent wird den Prozess beratend begleiten und Hinweise für die ausführliche deskriptive Beschreibung der Daten, die Überprüfung der Voraussetzungen der Verfahren und die gute Reproduzierbarkeit der Arbeit geben. Einzelne Aspekte aus MM2 werden dabei nach Bedarf kurz wiederholt oder vertieft.
Anschließend wird von den Studierenden ein Replikationsbericht angefertigt und gemeinsam mit den Daten und allen für die Reproduzierbarkeit notwendigen Dokumente als Hausarbeit eingereicht.
Literatur:
• Abbott, Andrew. 2007. „Notes on Replication“. Sociological Methods & Research 36 (2): 210–19.
• Freese, Jeremy. 2007. „Replication Standards for Quantitative Social Science: Why Not Sociology?“ Sociological Methods & Research 36 (2): 153–72.
• Oberauer, Klaus, und Stephan Lewandowsky. 2019. „Addressing the Theory Crisis in Psychology“. Psychonomic Bulletin & Review 26(5):1596–1618.
• Open Science Collaboration. 2015. „Estimating the reproducibility of psychological science“. Science 349 (6251): aac4716.
• Simmons, Joseph P., Leif D. Nelson, und Uri Simonsohn. 2011. „False-positive psychology undisclosed flexibility in data collection and analysis allows presenting anything as significant“. Psychological science 22(11):1359–66.
• Gelman, Andrew, Jennifer Hill, und Aki Vehtari. 2021. Regression and other stories. Analytical methods for social research. Cambridge, Mass: Cambridge University Press. (Online frei zugänglich)
• Kohler, U. 1., & Kreuter, F. (2017). Datenanalyse mit Stata (5., aktualisierte Auflage.). De Gruyter Oldenbourg. (Online über das Bibliothekssystem verfügbar)
• Manderscheid, Katharina. 2017. Sozialwissenschaftliche Datenanalyse mit R. Eine Einführung. 2. Aufl. Wiesbaden: Springer VS. (Online über das Bibliothekssystem verfügbar)
Weitere Literatur wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben und über OpenOlat zur Verfügung gestellt.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Prüfungsart: Hausarbeit
Bewertungsschema: RPO (benotet)
Umfang:
B.A. Soziologie Hauptfach (6 LP): 13-15 Seiten pro Person
B.A. Soziologie Nebenfach (5 LP): 12-13 Seiten pro Person
Lehramt Teilstudiengang Sozialwissenschaften (5 LP): 12-13 Seiten pro Person
Abgabetermin (direkt beim Dozenten in elektronischer Form): 26.03.2024
Ausgabe der bewerteten Prüfungsleistungen: per Mail
Weitere veranstaltungsbegleitende Studienleistungen (unbenotet): Übungen, aktive Mitarbeit
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