Lehrende: Delf Rothe
Veranstaltungsart: Übung
Anzeige im Stundenplan: 96-4.52
Credits: 2,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: 6 | 20
Weitere Informationen: Blocklehrveranstaltung (unbenotet) Diese Lehrveranstaltung ist insbesondere für Studierende des Masterstudiengangs "Peace and Security Studies" geöffnet. Die Lehrveranstaltung ist auch für andere Studiengänge geöffnet.
Kommentare/ Inhalte: Geologinnen und Erdsystemwissenschaftler sind sich sicher, dass der Planet Erde in ein neues geologisches Zeitalter eingetreten ist: das Anthropozän (Crutzen, 2002; Steffen et al., 2007). Die neue Epoche des Anthropozäns ist gekennzeichnet durch den Menschlichen Einfluss auf den Planeten. Klimawandel, Artensterben, Vermüllung und der Raubbau an Ressourcen: die Folgen heutiger menschgemachter Umweltveränderungen werden auch in tausenden von Jahren noch spür- und erkennbar sein. Für die Disziplin der Internationalen Beziehungen und die kritischen Sicherheitsstudien markiert der Beginn des Anthropozäns einen „watershed moment“ (Hamilton 2016), durch den sich der Denkrahmen der Disziplin grundlegend verändert: an die Stelle des Systems internationaler Staatenanarchie rückt das planetare Ökosystem. Die Grenzen zwischen Mensch und Umwelt, Kultur und Natur erscheinen in diesem global verflochtenen System zunehmend brüchig. Vor diesem Hintergrund haben verschiedene Autor*innen in den Internationalen Beziehungen und angrenzenden Disziplinen argumentiert, dass Konzepte wie Sicherheit oder Frieden grundlegend neu gedacht werden müssen. Anknüpfend an (queer-)feministische, dekoloniale und poststrukturalistische Ansätze werden in diesen Arbeiten sicherheitspolitische Fragestellungen verknüpft mit einer Dezentrierung menschlicher Akteure und der Kritik an einer eurozentrischen Wissensproduktion. Darüber hinaus könnten die planetaren Umwälzungen zu einer ganzen Reihe an nie dagewesenen Herausforderungen für die (inter)nationale Sicherheit führen: von internationalen Streitigkeiten um künstlich geschaffene Territorien oder Klimazonen zu großflächiger Vertreibung und daraus resultierender menschlicher Mobilität bis hin zum Massenaussterben von Arten auf der Erde oder die Bedrohung des Überlebens ganzer kleiner Inselstaaten (Burke et al., 2016; Harrington, 2016). Gleichzeitig warnen kritische Arbeiten zu Klimawandel und Sicherheit vor den Folgen einer Versicherheitlichung globaler Umweltprobleme (Rothe 2016). Eine Verengung auf Sicherheit könne negative politische Folgen haben: etwa die Abkehr von Vermeidungsmaßnahmen hin zu einer Politik der Anpassung an den Klimawandel oder (groß)technische Lösungsversuche wie Geoengineering. Das Seminar setzt sich kritisch mit den Folgen der globalen Umweltkrise für die menschliche, (inter-)nationale und ökologische Sicherheit auseinander. Es werden unterschiedliche theoretische Zugänge vorgestellt, die Sicherheitsimplikationen des Klimawandels und anderen menschgemachten Umweltveränderungen zu analysieren. Wie kann Sicherheit in Zeiten der planetaren Krise aussehen? Wie wirkt sich der Klimawandel auf bestehende Konflikte oder menschliche Mobilität/Migration aus? Welche Rolle spielt das Konzept der Resilienz bei der Bearbeitung von Klimarisiken und welche Risiken bergen Ansätze von so-genanntem Geoengineering?
Lernziel: Die Lehrveranstaltung vermittelt den Teilnehmenden
Vorgehen: Das Seminar beinhaltet eine Mischung aus Beiträgen des Dozenten und interaktiven Elementen wie Umfragen, Diskussionen und Gruppenarbeit.
Literatur: Chandler, David, Franziska Müller, Delf Rothe, Hrsg. 2021. International Relations in the Anthropocene. New Agendas, New Agencies and New Approaches. Cham: Palgrave Macmillan. DOI: 10.1007/978-3-030-53014-3. Die verpflichtende Seminarlektüre sowie weitere empfohlene Literatur wird vorab auf OpenOlat für die Teilnehmenden bereitgestellt.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen: Unbenotete Prüfungsleistungen: