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Lehrende: Dr. Michael Oliva Cordoba
Veranstaltungsart:
Proseminar
Anzeige im Stundenplan:
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
3,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
1 | 30
Kontingentschema: Phil_Standard_WS1415
Weitere Informationen:
Für den erfolgreichen Besuch dieser Veranstaltung im Rahmen des Fachspezifischen Wahbereichs werden 3 LP angerechnet.
Kommentare/ Inhalte:
Im Kapitel 29. seines Leviathan warnt Thomas Hobbes vor einer Anzahl von Faktoren, die zum Verfall des Gemeinwesens führen können. Unter diesen stehen vor allem die “aufrührerischen Lehren” heraus, dass “jede Privatperson Richter darüber sei, ob Handlungen gut oder böse sind”, oder “dass alles, was ein Mensch gegen sein Gewissen tut, Sünde ist”. Hobbes fordert, dass der Souverän zum Schutze vor dem zersetzenden Gift dieser Lehren das private Urteil über Gut und Böse ebenso regulieren müsse wie des einzelnen Gewissen.
Die Forderungen, dass kein privates Urteil über Gut und Böse erlaubt sein dürfe und dass der Souverän “darüber zu entscheiden [habe], welche Meinungen und Lehren dem Frieden abträglich und welche ihm förderlich sind, und folglich […] wer die Meinung aller Bücher prüfen soll, bevor sie veröffentlicht werden,” stehen im Zentrum der Hobbes’schen Rechtfertigung absoluter Herrschaft. Auf diese Weise modelliert er den Souverän nicht nur als letzten Richter, sondern auch als ersten Lehrer: “Angesichts der Tendenz aller Überzeugungen, politisch zu werden, unterstellt Hobbes die Lehren aller Doktrinen unter die Autorität des Souveräns.” (Gaus 2015, 116) Diese Strategie wird in derselben Weise in der philosophischen Gegenwartsströmung des public reason liberalism nachvollzogen, deren prominenteste Verfechter John Rawls und Gerald Gaus sind (Rawls 1997, Gaus 2015, etc.). Hobbes folgend vertreten sie, dass der Einzelne “sein privates Urteil aufgeben” und sich “öffentlicher Vernunft unterwerfen” müsse (Gaus 2015, 118).
Hobbes’ Forderungen kann man jedoch als mit grundlegenden Rechten und Freiheiten wie der Gewissens- und der Meinungsfreiheit als unvereinbar ansehen (Costa 2011, 19). In der normative democratic theory, die von Amy Gutman 1999 populär gemacht wurde, gelten diese Rechte und Freiheiten als Eckpfeiler der wohleingerichteten, demokratischen Gesellschaft. Es ist daher nicht unproblematisch, wenn das Argument für eine demokratische Erziehung auf eine Hobbes’sche Gedankenlinie zurückgreifen muss: “Die Notwendigkeit, eine kundige und verantwortliche Bürgerschaft zu schaffen, war einer der Hauptgründe der Etablierung einer öffentlichen Schulwesens und der Einführung der Schulpflicht” (Kymlicka 1999, 77).
In diesem Seminar werde wir untersuchen, ob public reason liberalism und normative democratic theory an einem Widerspruch kranken, der Hobbes nicht anfechten kann. Ausgehend vom 29. Kapitel des Leviathan werden wir uns die Rolle anschauen, die der Staat in der öffentlichen Bildung noch haben kann, wenn public reason liberalism und normative democratic theory tatsächlich dem gerecht werden, was sie zu befördern meinen.
Diese Veranstaltung ist besonders geeignet für Lehramtsstudierende der Philosophie und für Studierende der Erziehungswissenschaft.
Literatur:
Chambers, Simone (2009), “Who shall judge? Hobbes, Locke, and Kant on the construction of public reason”, Ethics & Global Politics 2, 349–368.
Costa, Victoria (2011), Rawls, Citizenship, and Education, London: Routledge
Gaus, Gerald (2015), “Public reason liberalism”, in Steven Wall (Hg.), The Cambridge Companion to Liberalism, Cambridge: Cambridge University Press, 112–140.
Gutmann, Amy (1999), Democratic Education, Princeton, New Jersey: Princeton University Press.
Hobbes, Thomas (1651), Leviathan, Oxford 1998, Oxford University Press.
Kymlicka, Will (1999), “Education for Citizenship”, in Halstead, Mark & McLaughlin, Terence, Educationin Morality, London 1999: Routledge, 77–100.
Pennington, Mark (2014), “Against Democratic Education”, Social Philosophy and Policy 31, 1–35.
Rawls, John (1997), “The Idea of Public Reason Revisited”, University of Chicago Law Review 64, 765–807.
Wringe, Colin (2012), Democracy, Schooling and Political education, London: Routledge.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Studienleistungen:
- aktive Teilnahme
- sorgfältige Vor-/Nachbereitung der Seminarsitzung
- weitere Studienleistungen werden ggf. am Anfang der Veranstaltung bekannt gegeben
Prüfungsleistung:
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