Lehrende: Dr. Michael Oliva Cordoba
Veranstaltungsart:
Proseminar
Anzeige im Stundenplan:
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
3,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
5 | 30
Weitere Informationen:
Die Studierenden im Rahmen des BA der Philosophie erhalten LP im Umfang gemäß ihrer Modulbeschreibung.
Für den erfolgreichen Besuch dieser Veranstaltung im Rahmen des Fachspezifischen Wahlbereichs werden 3 LP angerechnet.
Die Studierenden im Rahmen des Ergänzungsfachs im B.Sc. VWL erhalten LP im Umfang gemäß ihrer Modulbeschreibung.
Für Angebote des Fachbereichs Philosophie entfällt die Nachmeldephase!
Kommentare/ Inhalte:
Gleichheit ist in aller Munde, nicht erst seit heute, nicht erst seit 1789. Jedoch scheint das Ausmaß, in dem die Gleichheitsforderung die Aufmerksamkeit der Philosophie und der gebildeten Öffentlichkeit monopolisiert, im umgekehrten Verhältnis dazu zu stehen, wie gut sie heutzutage verstanden wird. Gleichheit einzufordern ist zu einem Stück Vulgärphilosophie verkommen, für Banner, Pamphlete und Talkshows. Einer substanziellen und systematischen Betrachtung wird man so nicht gerecht.
Politisch korrekt formuliert ist dieser Befund nicht neu: Der indische Ökonom und Philosoph Amartya Sen erinnert uns, dass „jede normative Theorie sozialer Gerechtigkeit, die in der Gegenwart Zuspruch und Unterstützung erfahren hat, die Gleichheit von etwas zu verlangen scheint“ (Sen 2009, 291). Er mahnt jedoch sogleich, dass „wir Gleichheit nicht verteidigen oder kritisieren können, ohne überhaupt zu wissen, wovon um alles in der Welt wir sprechen“ (Sen 1992, 12). Zwei zentrale Aspekte der moralphilosophischen Analyse der Gleichheit seien daher: „(1) Warum Gleichheit? (2) Gleichheit wovon?“ (ebd.). Elizabeth Anderson überbot diese Kritik mit dem Vorwurf, dass Egalitaristen sich darum so schwer täten, diese Grundfragen zu beantworten, da sie sozusagen den Horizont aus dem Blick verlören hätten: „What Is the Point of Equality?“ Wozu Gleichheit?
Sens und Andersons Einwände stammen nicht von „Nestbeschmutzern“. Sie wollen den Egalitarismus nicht überwinden, sondern reformieren. Das nimmt dieses Seminar zu Anlass, die Grundidee Andersons kritisch unter die Lupe zu nehmen: Gleichheit sei ein zuvörderst politisches Desiderat, welches man missversteht, wenn man es moralphilosophisch deutet. Wir betreten so ein interessantes Terrain zwischen politischer Philosophie und Ethik. Zusammenhänge ebenso wie Unterschiede werden klarer, und wir werden beide Disziplinen besser verstehen. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, erwartet wird lediglich eine zivile Debattenkultur.
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Falls Sie in dieser Veranstaltung eine Modulprüfung ablegen wollen
Diese Veranstaltung kann grundsätzlich (i) im Wahlbereich, (ii) als Begleitveranstaltung oder auch (iii) als Prüfungsveranstaltung besucht werden. Wenn sie im Wahlbereich oder als Begleitveranstaltung besucht wird, sind keinerlei Studienleistungen erforderlich und die Anwesenheit erfolgt nach Belieben. Wird die Veranstaltung allerdings als Prüfungsveranstaltung besucht, gelten strengere Regularien. Zum einen ist die Teilnahme dann obligatorisch, zum anderen müssen Sie Ihre Modulprüfung anmelden: Einerseits müssen Sie sich in STiNE selbsttätig für eine Modulprüfung anmelden (dazu informieren Sie sich bitte im Studienbüro Philosophie), doch ersetzt diese bürokratische Formalie nicht eine substanzielle Anmeldung bei der Lehrperson. Sie müssen also andererseits eine individuelle Abstimmung des Themas der Modulprüfung mit dem Dozenten vornehmen. Ihre Anmeldung in STiNE ist nur gültig, wenn wir in einer eigenen Sprechstunde ein individuelles Themenfindungsgespräch führen. Dieses Gespräch ist keine Formalität, sondern substanziell, aufwendig und muss gut organisiert werden. Beachten Sie daher im Einzelnen folgendes:
- Prüfungsplätze sind begrenzt.
- Die Zulassung zur Modulprüfung setzt sowohl die korrekte Anmeldung unter STiNE als auch die rechtzeitige Vereinbarung einer individuellen Sprechstunde zur Abstimmung des Prüfungsthemas bis spätestens Mittwoch, den 10. Mai 2023 voraus. Bei dieser Sprechstunde legen wir in einem ca. 45-minütigen Gespräch gemeinsam Ihr individuelles Prüfungsthema fest. Für jeden Studenten ist nur eine Sprechstunde erforderlich: Wenn Sie bei mir mehr als eine Modulprüfung ablegen wollen, besprechen wir dies alles zusammen.
- Sprechstundentermine sind begrenzt.
- Eine Übersicht über derzeit noch freie Termine für Themenfindungssprechstunden (grün unterlegt) finden Sie auf meiner Mitarbeiterseite bzw. hier: https://www.philosophie.uni-hamburg.de/philosophisches-seminar/personen/oliva-cordoba-michael/material/sprechstundentermine-ss2023.pdf
- Die Zulassung zur Modulprüfung steht unter der auflösenden Bedingung einer (a) ordnungsgemäße Anmeldung in STiNE; (b) der Teilnahme an einer Themenfindungssprechstunde gem. Punkt 4; und (c) der regelmässigen Teilnahme an der Prüfungsveranstaltung. Fehlt auch nur eines dieser Elemente ist die Abnahme einer Modulprüfung ausgeschlossen, selbst wenn die anderen Elemente erfüllt sind.
- Nach einer erfolgten Prüfungsanmeldung ist ein Rücktritt Ihrerseits ebenso wie eine Abmeldung durch mich als Dozenten rechtlich ausgeschlossen. Zudem erfolgt nach erfolgreicher Anmeldung alles Weitere nur noch über den Prüfungsausschuss, mir sind dann die Hände gebunden. Hierzu ist in jeden Fall ein rechtzeitiger Antrag an den Prüfungsausschuss erforderlich. Eine Verlängerung oder eine Verschiebung von Prüfungsterminen ist aber selbst dann nur in eng begrenzten Ausnahmefällen und nur durch den Prüfungsausschuss möglich. Überlegen Sie also gut und rechtzeitig, ob Sie auch wirklich eine Modulprüfung ablegen wollen.
- Beachten Sie hierzu und zu weiteren wichtigen Fragen insbesondere das Merkblatt des Prüfungsausschusses zu Prüfungen am Fachbereich Philosophie: https://www.philosophie.uni-hamburg.de/dokumente/fortlaufende/merkblatt-pruefungen-pa-philosophie-2021-03-29.pdf
Literatur:
- Anderson, Elizabeth (1999), „What is the point of equality?“, Ethics 109, 287– 337.
- Arneson, Richard (2000), „Luck Egalitarianism and Prioritarianism“, Ethics 110, 339–349.
- Cohen, Gerald Allan (2008), Rescuing Justice and Equality, Cambridge, MA: Harvard University Press.
- Lippert-Rasmussen, Kasper (2016), Luck Egalitarianism, London: Bloomsbury.
- Scanlon, Thomas M. (2018), Why Does Inequality Matter?, Oxford: Oxford University Press.
- Sen, Amartya (1992), Inequality Reexamined, Oxford: Oxford University Press.
- Sen, Amartya (2009), The Idea of Justice, Cambridge, Mass.: Harvard University Press.
- Williams, Bernard (1973), „The idea of equality“, Problems of the Self, Cambridge: Cambridge University Press, 230–249.
Die genannte Literatur ist für Teilnehmer des Seminars unter dem folgenden Link bereitgestellt: Studentische Ressourcen
Navigieren Sie dort zum Punkt "Moralphilosophie" und dort weiter zu "Grechtigkeit", Unterpunkt "Gleichheit"
Weitere Literatur wird bei Bedarf im Seminar bekanntgegeben.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Studienleistungen:
- aktive Teilnahme
- sorgfältige Vor-/Nachbereitung der Seminarsitzung
- weitere Studienleistungen werden ggf. am Anfang der Veranstaltung bekannt gegeben
Prüfungsleistung:
- Hausarbeit (o.ä.)
- Die Zulassung zur Modulprüfung steht unter der auflösenden Bedingung einer (a) ordnungsgemäße Anmeldung in STiNE; (b) der Teilnahme an einer Themenfindungssprechstunde gem. oben, Punkt 4; und (c) der regelmässigen Teilnahme an der Prüfungsveranstaltung. Fehlt auch nur eines dieser Elemente ist die Abnahme einer Modulprüfung ausgeschlossen, selbst wenn die anderen Elemente erfüllt sind.
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