ISA-200.105 Seelsorge und Gewalt ***kann leider nicht stattfinden***

Veranstaltungsdetails

Lehrende: N.N.

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Seelsorge und Gewalt

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 1

Anmeldegruppe: Friedensbildung/Peacebuilding

Weitere Informationen:
WICHTIGE HINWEISE - BITTE LESEN:

Anwesenheitspflicht
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Aufgrund der erfahrungsbezogenen Komponenten in dieser Lehrveranstaltung wird eine regelmäßige, aktive Teilnahme an allen Lehrveranstaltungsterminen vorausgesetzt. Bitte melden Sie sich NICHT an, wenn Sie nicht bereit oder in der Lage sind, aktiv und regelmäßig teilzunehmen.


Die Anmeldung zu dieser LV ist regulär im Wahl- oder Optionalbereich möglich!
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Bitte probieren Sie die Anmeldung über einen der folgenden Anmeldeknoten:


  • Optionalbereich > Studium Generale > Fakultät für Erziehungswissenschaft

  • Optionalbereich > Studium Generale > Interdisziplinäre Schwerpunktthemen > Friedensbildung/Peacebuilding

  • Freier Wahlbereich > Kurse / Lehrveranstaltungen > UNIWEIT > Fachübergrefende Studien > Friedensbildung/Peacebuilding

  • Studium Generale > Interdisziplinäre Schwerpunktthemen > Friedensbildung / Peacebuilding






Informationen zum Jahrescurriculum Friedensbildung/Peacebuilding
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Im Wintersemester 2023/24 startet wieder das einjährige, interdisziplinäre Curriculum Friedensbildung/Peacebuilding, das aus einer festen Lerngruppe mit je 2 Lehrveranstaltungen pro Semester besteht (also insgesamt 4). Als Curriculumsstudierende/r können Sie im Optional- bzw. Freien Wahlbereich insgesamt 13 LP erwerben und erhalten abschließend ein qualifiziertes Teilnahmezertifikat! Ist das für Sie interessant? - Nähere Infos zum Aufbau und zu den Bewerbungsmodalitäten finden Sie dann unter
https://www.isa.uni-hamburg.de/Friedensbildung

Die Bewerbung ist noch bis zum Ende der STiNE-Anmeldephase im September möglich.

Diese Lehrveranstaltung ist Teil des Curriculums Friedensbildung-Peacebuilding. Aus diesem Grunde werden feste Curriculumsteilnehmende nach der Anmeldung bevorzugt zugelassen

Link:
https://www.isa.uni-hamburg.de/Friedensbildung

Kommentare/ Inhalte:

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

Wir werden in diesem Seminar etwas mittlerweile Ungewohntes, ja Verrücktes machen.

Es wird von der Seminarleitung keine Textdateien über Stine oder Agora geben. Wir lesen richtige Bücher. Das sind diese Dinger, die man richtig haptisch in die Hand nehmen kann. Mit Seiten zum Umblättern.

Die finden sich in der Unibibliothek oder in Ihren Seminarbibliotheken.

Ich freue mich auf unser Seminar!

Lernziel:
In diesen Tagen explodieren die Konflikte. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Krieg und Terror in Libyen, in Syrien, auf dem afrikanischen Kontinent. Gewalt. Wirtschaftliches und soziales Elend. Keine Lebensperspektiven. Flüchtende, die auf maroden Booten, über hochgesichert tödliche Elektrozäune und auf anderen Wegen nach Europa unterwegs sind. Viele weitere Orte, in denen Rechte missachtet und Lebensperspektiven vernichtet werden.

Im ersten Abschnitt des Seminars werden wir überblicksweise die aktuelle wissenschaftliche Diskussion über Seelsorge zur Kenntnis nehmen. Der Einfachheit halber gebe ich Ihnen Texte von mir vor, in denen die zur Zeit relevanten Diskussionen knapp zusammengefasst sind.



Im Seminar werden wir sodann verschiedene theoretische Einstellungen zum Thema „Gewalt" in den Blick nehmen:


  • als Vorenthaltung von Lebensrechten und Chancen bei potentiell genügendem gesellschaftlichem Reichtum für alle (vgl. Johan Galtung, Gewalt, Frieden und Friedensforschung. In: Dieter Senghaas (Hrsg.), Kritische Friedensforschung. Frankfurt/M 1971);

  • als verschiedene Gestalt von Gewalthandeln: lozierende; raptive; autotelische Gewalt (Vgl. Jan Philipp Reemtsma, Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne. Hamburg 2008);

  • als zerstörerische Wechselseitigkeit und als mimetische, also über zwingende Nachahmungsangebote wirksame Ausbreitung von Gewalt (vgl. René Girard, op. cit.);

  • als grandiose Erfahrung von Selbstentgrenzung und Befreiung im Akt grausamer Gewalt (Wolfgang Sofsky, Traktat über die Gewalt. Frankfurt/M 1996);

  • als Überschreitung der Grenze von „Arbeit" und „Vernunft" hin zu einem chaotischen Energiefluss (Georges Bataille, Das theoretische Werk Band 1. Die Aufhebung der Ökonomie. Der Begriff der Verausgabung. Der verfemte Teil. Kommunismus und Stalinismus. 1967. München 1975. Vgl. ders., Der heilige Eros. 1963. Frankfurt a.M./Berlin 1986);

  • als tendenziell grenzenlos sich ausbreitender „Ausnahmezustand" und damit als Aufhebung verfassungsmäßigen und positiven Rechts (Giorgio Agamben, Homo Sacer. 1995. Frankfurt a.M. 2001);

  • als Unfähigkeit zu Empathie und Mit-Leiden gegenüber dem Leid anderer (Judith Butler, Precarious Life: The Powers of Mourning and Violence. New York 2006).



Welche Möglichkeiten können Potentiale von Religion gewinnen zur Transformation in Richtung

  • einer Herstellung gerechterer Verhältnisse im Sinne einer Annäherung an gleichen Zugang zu Partizipationsmöglichkeiten für alle unabhängig von Geschlecht, Nation, Klasse, Religion usw. entsprechend gegebenem gesellschaftlichem Reichtum (Entsprechend der Frage nach „struktureller Gewalt" bei Johan Galtung);

  • einer (Wieder-)Herstellung von Vertrauen, und zwar gerade dadurch, dass einer dem anderen bestimmte Dinge selbstverständlich nicht sagt und nicht antut (Entsprechend der Gegenüberstellung von „Gewalt" und „Vertrauen" bei Philipp Reemtsma);

  • einer Umwandlung von zerstörerischer Reziprozität in Richtung einer solidarischen Reziprozität (wechselseitige Verpflichtung der Gesellschaftsmitglieder durch wechselseitiges Geben, z.B. von Anerkennung, Partizipationsmöglichkeiten, Gütern, Rechten) (Entsprechend einer Transformation zerstörerischer Gewalt-Reziprozität im Sinne von René Girard);

  • einer Entmächtigung der Faszination durch Grausamkeit/Gewalthandeln als Zugangsmöglichkeiten zu Erfahrungen von Selbstentgrenzung und Freiheit durch Kontakt mit Erfahrungsmöglichkeiten von Fülle des Lebens (Entsprechend dem Verständnis von Gewalt als grandioser Freiheitserfahrung bei Wolfgang Sofsky);

  • eines Kontakts mit Situationen einer Freiheit von Rigidität in einer herrschaftsfreiem „Communitas" (Entsprechend den Überlegungen zu einer „allgemeinen Ökonomie" bei Georges Bataille);

  • einer Überwindung von Verhältnissen des Ausnahmezustands durch Ausbreitung und Herstellung von menschenrechtsorientierten und verfassungsgestützten positiven Rechtsverhältnissen (Entsprechend der Überlegungen zum „Ausnahmezustand" bei Giogio Agamben);

  • eines Einübens und gelebter Praxis von Einfühlung in bedrohte Menscehn und Lebewesen. (Entsprechend den Überlegungen zur Ermöglichung von Empathie bei Judith Butler).

Vorgehen:
Die vorgeschlagene Literatur besorgen Sie sich bitte eigenständig in der Universitätsbibliothek.

Ihre eigenständige Aufgabe – neben der Erarbeitung und knappen Präsentation der Literatur – ist die Frage: Welche Gewaltkonflikte der jüngeren Zeit können durch die hier vorgelegten Theorien sinnvoll gedeutet werden? Hier ist Ihre eigenständige Recherche gefragt.

In der Theorie-Arbeit schlage ich folgende Schwerpunkte vor:


  1. Seelsorge
    Literatur:
    Hans-Martin Gutmann, „Und erlöse uns von dem Bösen. Die Chancen der Seelsorge in Zeiten der Krise". Gütersloh 2005, 45-98. 231-234. 257-289
    Hans-Martin Gutmann, Birgit Kuhlmann, Katrin Meuche, „Praxisbuch Schulseelsorge". Göttingen 2014, 13-21. 43-74


  2. Die „gute" und die „schlechte" Reziprozität
    Literatur:
    Marcel Mauss, Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften. In: ders., Soziologie und Anthopologie Band II, HG von Wolf Lepenies und Henning Ritter, Frankfurt/M., Berlin 1978, 11-148
    René Girard, Ausstoßung und Verfolgung. Eine historische Theorie des Sündenbocks. Frankfurt/M. 1992, 7-85

  3. Dimensionen von Gewalt
    Literatur:
    Wolfgang Sofsky, Traktat über die Gewalt. Frankfurt/M 1996

  4. Vertrauen und Gewalt
    Literatur:
    Jan Philipp Reemtsma, Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne. Hamburg 2008. (Seitenzahlen werden noch verabredet)
    Alain Caillé, Anthropologie der Gabe. 2000, Frankfurt/New York 2008, 100-164.

  5. Strukturelle Gewalt
    Literatur:
    Johan Galtung, Strukturelle Gewalt. Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung. Reinbek 1975
    Giorgio Agamben, Ausnahmezustand. Frankfurt/M. 2004, 7-41.
    Mary Kaldor, Neue und alte Kriege, Frankfurt am Main 2000 (Seitenzahlen werden noch verabredet.)

  6. Religion und Gewalt
    Literatur:
    Victor und Victoria Trimondi, Krieg der Religionen. Politik, Glaube und Terror im Zeichen der Apokalypse. München 2006, 9-118
    Hans-Martin Gutmann, Gewaltunterbrechung. Warum Religion Gewalt nicht hervorbringt, sondern bindet. Ein Einspruch. Gütersloh 2009



 

Literatur:
s.o.
 

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Do, 26. Okt. 2023 14:00 16:00 N.N.
2 Do, 9. Nov. 2023 14:00 16:00 N.N.
3 Do, 16. Nov. 2023 14:00 16:00 N.N.
4 Fr, 8. Dez. 2023 14:00 18:00 N.N.
5 Sa, 9. Dez. 2023 10:00 15:45 N.N.
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende Pflicht
1. Studienleistungen k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
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